Brüggertherapie
Die Brügger-Therapie-mit Bewegung, Wärme und Hitze gegen Schmerzsyndrome und Bewegungseinschränkungen
Das Leben ist geheimnisvoll. Seltsame Ergebnisse haben oft unergründliche Ursachen. Dies schien auch für das Auftreten jener Schmerzen Gültigkeit zu haben, die seit Jahrtausenden als Gliedersucht oder Rheuma Ärzte und Laien beschäftigt haben. ( Dr.med. Brügger, Zürich,1988 ).
Schmerzen lindern oder beseitigen zu können ist seit jeher eines der vorrangigen Ziele der Medizin. Dazu ist es aber erforderlich, die den Schmerzen zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen, um daraufhin gezielt Behandlungsmaßnahmen ergreifen zu können.
Dr. med. Alois Brügger (1920-2001), Schweizer Neurologe und Psychiater, gelang es, mit der Erforschung der“ Funktionskrankheiten des Bewegungssystems“ Schmerzen und Funktionseinschränkungen aus der funktionellen Sicht zu verstehen und damit den bis dato bestehenden Wissensstand über Schmerzmechanismen entscheidend zu erweitern.
Die Evolution hat uns mit Systemen ausgestattet, die den Körper vor Schäden schützen oder verhindern, dass ein bereits eingetretener Schaden größer wird. Die Kenntnis um diese Schutzmechanismen bildet den Kern der Brügger-Therapie.
Besteht an einer Stelle des Organismus also ein Schaden (z.B. eine muskuläre Verkürzung oder ein mechanisches Überlastungsödem), leiten Meldesysteme Störungssignale von diesem Ort über das Rückenmark an das Gehirn weiter. Dort wird ein Schutzprogramm organisiert, das auf alle Systeme des Organismus zugreifen kann und das Ziel verfolgt, die vorhandene Störung auszuschalten oder auszugleichen. Dieses Schutzprogramm kann bewirken, dass eine Bewegung, die einen bestehenden Schaden vergrößern würde, in ihrem Ablauf verändert wird. Dies kann sich in einer Schonhaltung oder in einer Ausweichbewegung auswirken. Oder auch in einer schmerzhaften Bremsung der Bewegung bis hin zur kompletten schmerzhaften Blockierung. Dabei ist beeindruckend, dass das reaktiv entstandene Schutzprogramm, also beispielsweise eine veränderte oder schmerzhafte Bewegung, häufig an einem anderen Ort des Körpers auftritt, als an der eigentlich verursachenden Schadenstelle. So kann es zum Auftreten von Schmerzen kommen im Rücken, in den Armen, den Beinen, der Halswirbelsäule, dem Kopf.
Der Patient nimmt das Schutzprogramm in Form seiner Beschwerden wahr, nicht aber den Ort der Ursache.
Muskuläre Veränderungen sind häufig verantwortlich
Nach den Erfahrungen Dr. Brüggers spielen beim Menschen Bandscheibenschäden und andere Röntgenbefunde, auch psychische Gründe im Vergleich zu Fehlbeanspruchungen seines Bewegungsapparates eine untergeordnete krankmachende Rolle.
Häufige Schäden sind Veränderungen der Muskulatur und des Sehnengewebes im Sinne von Verkürzungen und mechanischen Überlastungen. Aber auch Zerrungen oder Stauchungen kleiner, gelenkiger Verbindungen, vor allem im Bereich des vorderen Brustkorbs und des Schultergürtels, können als Schadensmelder fungieren.
Zu wenig Bewegung schadet
Ursache der beschriebenen Schäden sind die weit verbreiteten zivilisatorisch geprägten, für den Körper ungünstigen Bewegungsmuster des Alltags.
Oft wird die überwiegende Zeit des Tages in krummer Körperhaltung mit vielen gleichförmigen Bewegungen verbracht. Ausgleichsbewegungen oder Freizeitsport finden häufig nicht ausreichend statt. So können in typischen Bereichen wie z. B. der Bauchmuskulatur, der Fingerbeuger, Armabspreizer- und -senker, der Gesäßmuskulatur, den Bein- und schließlich auch den Fußmuskeln oben genannte Schäden entstehen.
Um den Schaden einzudämmen, reagiert der Körper zum Beispiel damit, dass eine Bewegung nicht mehr frei möglich ist, sogar schmerzhaft wird, oder aber auch, indem er in vegetative Vorgänge eingreift. Der Patient berichtet dann beispielsweise, dass er häufig kalte Finger oder Füße hat.
Beispiel aus der Praxis:
Eine Patientin, von Beruf Sekretärin, sitzt seit vielen Jahren an ihrem Schreibtisch. In ihrer knappen Freizeit liest sie gern und macht es sich gemütlich. Sport oder längere Spaziergänge unternimmt sie nicht.
Mit den Jahren hat sich durch die permanente Annäherung von Ansatz und Ursprung die Bauchmuskulatur verkürzt bzw. wurde durch die monotone Bewegung mechanisch überlastet: Damit entsteht ein Schaden, der dem zentralen Nervensystem gemeldet wird und vom Gesamtorganismus zu schützen ist. Der Körper wird versuchen, alle Bewegungen, die an dieser verkürzten Muskelgruppe einen Zug ausüben und damit eine weitere Schädigung bewirken würde, zu vermeiden bzw. zu stören. Steht diese Patientin nun vor einem Regal, um etwas herauszunehmen, so wird durch die Standposition, verbunden mit der Armhebung, an der überlasteten und verkürzten Bauchmuskulatur gezogen, dieser Zug droht den bestehenden Schaden zu vergrößern. Das zentrale Nervensystem versucht, durch Veränderungen bzw. schmerzhafte Blockierungen diese Bewegungen zu verhindern. Entsprechend können die armhebenden Muskeln bei Aktion schmerzhaft geschaltet werden, die Sekretärin bemerkt nun bei der Hebung des Armes Schulterschmerzen.
Fazit : Das Beschwerdebild besteht an der Schulter, die Ursache liegt jedoch an der verkürzten Bauchmuskulatur. An dieser Muskelgruppe setzt die Behandlung an, obwohl die Schmerzwahr-nehmung an anderer Stelle, dem Arm, besteht.
Dabei gilt: Gleichartige Beschwerden können durch völlig verschiedene, individuell unterschiedliche Schäden ausgelöst werden.
Eben beschriebene Patientin könnte bei gleichem Schaden an der Bauchmuskulatur aber auch einen Rückenschmerz empfinden bei dem Versuch, sich zu strecken, denn die Aktivität der Rückenstrecker ist in diesem Fall nicht gewünscht, würde es doch bei einer Rückenstreckung wiederum zu einem Zug an den verkürzten Bauchmuskeln kommen.
Diagnosen wie Schulter-Arm-Syndrom oder Wirbelsäulensyndrom könnten gestellt werden, die Behandlung müsste aber in diesem Beispiel an der verkürzten Bauchmuskulatur ansetzen.
Das Geschehen im Körper ist also sehr vielfältig. Um den/ die Störherde herauszufinden, ist eine genaue Befunderhebung nötig, die zugleich auch schon den Beginn der Behandlung darstellt.
Befund- Schritt für Schritt
Durch einen speziellen Untersuchungsgang, der in der Brügger-Therapie „ Funktionsanalyse“ genannt wird, können die individuellen Schäden am Bewegungssystem des Patienten herausgefunden werden. Es handelt sich hierbei um ein spezielles Test.- und Übungsverfahren.
Zunächst werden die Krankengeschichte und das Alltagsleben des Patienten erfragt, um Hinweise auf belastende Haltungen und Bewegungen zu erhalten.
Dann wird ein Sichtbefund erhoben. Aus diesen Informationen entwickelt der Arzt / Physiotherapeut eine erste Arbeitshypothese, mit Ort und Art der verantwortlichen Störfaktoren.
Nun werden so genannte Kontrollbefunde erhoben, zu denen immer das Beschwerdebild des Patienten gehört, mit denen geprüft wird, was die Beschwerden des Patienten auslöst bzw. verstärkt.
Permanente Kontrolle der Therapie
Wenn Kontrollbefunde erhoben sind, werden Übungen oder auch passive Maßnahmen gemeinsam mit dem Patienten durchgeführt, die den vermuteten Schaden positiv beeinflussen können. Nach jeder Maßnahme überprüfen Patient und Behandler den Nutzen dieser Maßnahme indem sie die Kontrollbefunde vergleichen. Hat die Maßnahme die Befunde verbessert, wird die Therapie an dieser Stelle ansetzen. Bleiben die Kontrollbefunde unverändert oder verschlechtern sich, wird die weitere Therapie die zuvor durchgeführte Maßnahme zunächst aussparen. Auf diese Weise werden im Laufe der Behandlung die therapiebedürftigen Schäden herausgefunden.
Ort und Art der patienteneigenen Schäden bestimmen die Behandlung
Die weitere Behandlung richtet sich dann nicht nur nach dem Ort, sonder auch nach der Art der therapiebedürftigen Schäden. Sehr häufig finden sich:
1. Biegespannungen in den Knochen durch die überwiegende Einnahme der krummen Körperhaltung
2. Verkürzung der Muskulatur= Kontraktur
3. Mechanisch überbelastete Muskeln und Sehnenübergänge bzw. Zerrungen oder Stauchungen kleiner gelenkartiger Verbindungen.
Bewegungen gegen Biegespannungen
Werden Schadensmeldungen vorwiegend durch die Biegespannung in den Knochen und die krumme Körperhaltung hervorgerufen, ist die Behandlung durch folgende Bausteine gekennzeichnet:
· Globale Dehnungen und Bewegungseinheiten
Häufig reicht hier schon ein Übungsprogramm aus, das der Patient zu Hause durchführen kann.
Es beinhaltet neben verschiedenen Bewegungen auch das Training von Alltagsbewegungen in der aufrechten Körperhaltung, wie z. B. Bückverhalten, Gang, Schlafposition und Ähnliches mehr.
Den Patienten werden neben dem Übungsprogramm Spaziergänge an den Wochenenden oder Abenden empfohlen, ebenso wieSportarten wie Walken oder Joggen.
Aktives Üben, Dehnung und Wärme gegen muskuläre Verkürzungen
Liegt der vorwiegend meldende Schaden in der verkürzten Muskelgruppe, so sollten folgende Aspekte in die Therapie übernommen werden:
· Aktives Üben geschwächter Muskelgruppen
· Spezifische Dehnungsübungen um der verkürzten Muskulatur die ursprüngliche Länge und Elastizität wieder zu geben.
· Erarbeitung eines Eigenprogramms durch individuell zusammengestellte Übungen.
· Wärmepackungen, die direkt über dem verkürzten Muskel aufgelegt werden, unterstützen die therapeutischen Maßnahmen und können dazu beitragen, dem Muskel seine ursprüngliche Länge wiederzugeben.
· Therapeutische Lagerungen, die die Dehnung der betroffenen Muskelgruppe beinhalten, sind zu empfehlen.
· Training von Alltagsbewegungen in der aufrechten Körperhaltung und die Empfehlung von geeigneten Sportarten runden die Behandlung ab.
Hitze, Ausknetungen, therapeutische Lagerungen helfen bei mechanischen Überbelastungsödemen, in ausgeprägten Fällen auch Ärztliche Infiltrationen
Handelt es sich bei dem primär meldenden Schaden um ein mechanisches Überlastungsödem ist es nötig, mit verschiedenen Maßnahmen das infrastrukturelle System (Lymphsystem) anzuregen.
Dazu eignet sich die Behandlung mit
· der heißen Rolle
· Ausknetungen
· Ultraschall
In ausgeprägten Fällen ist das Mittel der Wahl
· die ärztliche Infiltration
Orte, an denen sich u.a. häufig Reizzustände entwickeln können:
· Schambein
· Bauchmuskulatur
· Gesäßmuskulatur
· Oberarmkopf
· Kleine gelenkartige Verbindungen im Bereich des Brustkorbs und Schultergürtels
Zur Behandlung kommen therapeutische Lagerungen, die die betroffenen Strukturen entlasten sollen. Je nach Fortschritt der Behandlung fließen dann auch aktive Übungen, spezifische Dehnungsübungen und gezieltes Alltagstraining ein.
In der Brügger-Therapie speziell ausgebildete Physiotherapeuten und ehemalige Instruktoren des FSZ Murnau finden Sie in der
Physiotherapiepraxis Sauerwein-Kästle
Wasserburger Landstraße 243
Tel. 089/4307378
Interessierte Ärzte und Physiotherapeuten erhalten nähere Informationen unter:
www.bruegger-therapie.com